Die Grundschulen stehen – nicht erst seit Corona – vor einer Fülle von Aufgaben, die im Masterplan kaum benannt werden. Dort werden eher – aus Sicht des GSV – pädagogische Selbstverständlichkeiten aufgezählt und einige kleine Verbesserungen der Arbeitsbedingungen angekündigt. Das ist insgesamt natürlich zu begrüßen – aber zu wenig für ein „umfassendes Konzept für die Grundschule der Zukunft“!

GSV NRW zum Masterplan

Nach dem Masterplan

ist vor dem Masterplan

Am letzten Tag der Sommerferien (11.8.2020)  hat Ministerin Gebauer den Masterplan Grundschule vorgestellt als „umfassendes Konzept für die Grundschule der Zukunft“, mit dem die Landesregierung „auf die Herausforderungen der Zeit“ reagiert.

Am letzten Tag der Herbstferien (23.10.2020) stellte sie ein Qualifizierungsprojekt für das Lehren mit digitalen Medien vor, denn „die Einbeziehung digitaler Aspekte im Präsenzunterricht sowie die digital gestützte Durchführung des Unterrichts auf Distanz sind Themen, die die Schulen im Land derzeit beschäftigen.“

Dieses ist eigentlich nicht neu, wurde im Masterplan aber nicht ausdrücklich gewürdigt, denn „Corona“ hatte ja noch nicht aller Augen für das tatsächlich Wichtige geöffnet…

Es sind aber nicht die einzigen Herausforderungen der Zeit, auf die der vorliegende Plan nicht reagiert und die uns in Abwandlungen des Fußballspruchs „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“ formulieren lassen: „Nach dem Masterplan ist vor dem Masterplan!“

Die Grundschulen nämlich stehen vor einer Fülle von Aufgaben, die im Masterplan kaum benannt werden.  Dort werden eher – aus Sicht des GSV –  pädagogische Selbstverständlichkeiten aufgezählt und einige kleine Verbesserungen der Arbeitsbedingungen angekündigt. Das ist insgesamt natürlich zu begrüßen – aber zu wenig für ein „umfassendes Konzept für die Grundschule der Zukunft“!

Grundschule braucht z.B. belastbare verlässliche Aussagen

  • zum Gemeinsamen Lernen, die dann auch Grundlage für personelle und sachliche Ausstattung jeder einzelnen Schule sein können,
  • zur inhaltlichen und formellen Verzahnung der Grundschule mit der „Offenen Ganztagsschule“, auf deren Grundlage dann auch dort Vollzeit-Arbeitsplätze entstehen können,
  • zur Vielfalt des Lernens der Kinder, das – wie Corona für alle offensichtlich gemacht hat – eben nicht nur im sog. „Präsenz-Unterricht“ geschieht sondern auf vielfältige Weise professionell angeregt als „Lernen auf Distanz“! ( Projekte, Übungen, Arbeitsgemeinschaften  etc. sind ja nichts Neues, ihre Bedeutung für das Lernen wurde in den letzten Monaten dank der Krise nur überdeutlich.)
  • zur Arbeitszeit der Beschäftigten, deren Bemessungsgrundlage in einer Schule der Zukunft nicht allein die Anzahl erteilter Unterrichtsstunden sein kann,
  • zur Kooperation und Supervision  innerhalb der multiprofessionellen Teams

Dazu verweisen wir gerne auf zwei aktuelle Veröffentlichungen des Grundschulverbandes, in denen Bausteine einer Grundschule der Zukunft vorgestellt und auch die Rahmenbedingungen einem kritischen Blick unterzogen werden.

Gutachten zur Arbeitssituation in der Grundschule

Zu viele Aufgaben, zu wenig Zeit: Überlastung von Lehrkräften in der Grundschule

Eine wissenschaftliche Expertise des Grundschulverbandes, Frankfurt 2020

Beiträge zur Reform der Grundschule, Band 150

Kinder Lernen Zukunft – Anforderungen und tragfähige Grundlagen

Frankfurt 2020

 

Für den Vorstand der GSV Landesgruppe NRW – Baldur Bertling 26.10.2020

 

Schreibe einen Kommentar